Das Straßenbahnnetz Berlins

Eine Geschichte in Streckenplänen

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Inhalt

  1. Einleitung
  2. Ausgewählte Netze
  3. Unklarheiten
  4. Technisches
  5. Links

Einleitung

Mit Kriegsende erfolgte zunächst kein Verkehr mehr auf Berlins Straßenbahnnetz. Erst in den folgenden Wochen und Monaten wurden Teilabschnitte wieder in Betrieb genommen. Wagenmangel, unzureichende Energie­versorgung und zerstörte Straßen, Brücken, Schienen und Oberleitungen führten zu einem fast planlos oder chaotisch wirkenden Netz zu dieser Zeit.

Die Wieder­inbetriebnahme erfolgte von den Vororten aus. Mit der Eröffnung von Betriebshöfen wurden auch gleich ein oder mehrere Linien in der Nähe auf einigen Abschnitten wieder befahren. Bereits zu Beginn des Jahres 1946 waren die vielen kleinen Teilnetze der Nachkriegswochen wieder verbunden, oft auch durch mehrjährige Provisorien, wenn es galt, Wasserwege zu überbrücken. An einigen Stellen dauerte es jedoch noch mehrere Jahre, bis wieder ein Betrieb möglich wurde.

Die Teilung und Besetzung der Stadt blieb auch in den direkten Nachkriegs­jahren nicht ohne Auswirkungen auf das Netz: Im Frühjahr 1947 zwangen knappe Kohlevorräte und daraus resultierende Einschränkungen der Energie­versorgung zu vorübergehenden Sparmaßnahmen im Streckennetz. Die Blockade vom Juni 1948 bis Mai 1949 führte erneut zu diesmal drastischen Kürzungen. Ab 18 Uhr herrschte Betriebsruhe im West-Berliner Streckennetz. Überall dort, wo Alternativen bestanden, wurde der Straßenbahn­betrieb auf Monate ausgesetzt. Es steht zu Vermuten an, dass Taktzeiten auf ein gerade vertretbares Maß gestreckt wurden. Für das Ost-Berliner Teilnetz werden keine Einschränkungen beschrieben.

Ab 24. März 1949, also noch während der Blockade, erfolgte an der Sektoren­grenze von nun an ein Schaffnerwechsel. Aber auch dies sollte bald ein Ende finden.

Am 1. August 1949 wurde die BVG de facto geteilt. Je eine Verwaltung war für die jeweilige Stadthälfte zuständig. Die Anzahl der sektoren­überschreitenden Linien verringerte sich in den folgenden Jahren stetig. Ob nun aus Gründen veränderter Verkehrsströme, oder, weil jede Verwaltung "ihre" Linien möglichst klar definiert betreiben wollte, bleibt offen. Mit dem Nachmittag des 15. Januar 1953 wurden alle regulären Verbindungen über die Sektorengrenze eingestellt, für den 25. Januar wird noch von letzten gegenseitigen Fahrzeugtäuschen berichtet. Manche der nach dem Krieg mühselig wieder hergestellten Strecken, die zwar ohne regelmäßigen Linienverkehr auskommen mussten, aber dennoch für Umleitungen ihre Berechtigung hatten, wurden daraufhin endgültig eingestellt. Sowohl die östliche wie auch die westliche Verwaltung war in den folgenden Tage an mehreren Stellen im Netz mit dem Einbau von zusätzlichen Gleiswechseln nahe der Sektorengrenze beschäftigt, die nunmehr Endpunkte darstellen. Für die Weiterfahrt war außer einem Fußweg über die Sektorengrenze jedoch kein neuer Fahrschein erforderlich.

1954 – die BVG war auf Verwaltungsebene schon Jahre getrennt – erfolgte die Entscheidung zur Einstellung ("Rückbaus") des Straßenbahn­netzes. Im Gegenzug sollten U-Bahnen, Schnellbusse und normale Busse den stetig zurückgehenden Verkehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln übernehmen.

Die Einstellung vollzog sich aus heutiger Sichtweise wohlüberlegt. Zuerst wurde in den Villenvierteln vom Grunewald und fast auf dem gesamten Kurfürstendamm der Betrieb beendet. Die U-Bahn-Eröffnung 1958 nach Tegel war Anlaß, fast das gesamte Reinicken­dorfer Streckennetz (unabhängig vom Bezug zu dieser U- Bahn) einzustellen. In der Folge wurde bis 1960 das restliche Netz in Reinickendorf schrittweise auf Bus umgestellt. Anfang der 1960er Jahre konzentrierten sich die Einstellungen auf viele Strecken in Wedding, Moabit, Kreuzberg, Neukölln und Tempelhof. Diese und andere Gebiete wurden um wichtige Straßenbahn­verbindungen beraubt, die sehr oft durch Buslinien mit anderer Nummer, aber identischem(!) Linienweg ersetzt wurden. Steglitz und Wilmersdorf waren ab 1963 bzw. 1964 ohne Straßenbahn, dem folgte schließlich bis 1967 das bis dahin weitgehend verschonte Spandau sowie dessen Verbindungen durch Charlottenburg in die City-West.

Die Verkehrspolitik im Ostteil war kaum minder bemüht, das Straßenbahnnetz zu reduzieren. Jedoch zwangen die begrenzten ökonomischen Reserven zu weit weniger drastischen Maßnahmen.

Im Wesentlichen vollzog sich hier die Netzreduktion in den 1960er bis frühen 1970er Jahren. Bestes Beispiel ist hierfür die erfolgte Umgestaltung des Alexanderplatzes und dessen Zufahrtswege. Weiterhin erfolgte die Einstellung auf denjenigen Straßen, die eine bedeutende Funktion als Ausfall- oder Durchgangsstraße aufwiesen. Diese wurde in Zuge des Stadtumbaus zu breiten Magistralen umgestaltet, wie die Leipziger Str., Mühlenstr. und die Köpenicker Landstraße sowie deren Verlängerungen.

Der ursprünglich geplante großzügige Bau von U-Bahnlinien wurde schon Mitte der 1970er Jahre weitgehend zu den Akten gelegt. Nur vereinzelte Projekte wurden überhaupt in Angriff genommen. Dagegen entstanden neue Straßenbahnstrecken in die seit den späten 1970er Jahren errichteten Stadtviertel eröffnet. Lediglich die heutige U5, allerdings kein Relikt der alten Planungen, wurde erweitert - hauptsächlich, da die S-Bahnstrecke zwischen Friedrichstraße und Lichtenberg zum Zeitpunkt der anvisierten Eröffnung bereits an ihrer Kapazitätsgrenze betrieben wurde.

Nach der Wende wurde das Netz schrittweise modernisiert. Selbst kleine Netzerweiterungen wurden nur zäh umgesetzt. Bisher ist die Straßenbahn nur wenige Kilometer in den Westteil zurückgekehrt und dazu nur ausnahmslos im Bereich Wedding.


Diese Seiten sollen eine Ergänzung zu denjenigen Quellen darstellen, die Linienchroniken "lediglich" in textueller oder tabellarischer Form beinhalten.

Als Quellen dienten die unter den arrow Links. angegebenen Seiten sowie mittlerweile auch der Klassiker Linienchronik der Berliner Straßenbahn 1945-1993 von Wolfgang Kramer. Außerdem möchte ich mich ganz besonders bei den folgenden Personen bedanken, die mir zahlreiche Hinweise, Korrekturen und Tips gegeben haben:

Ausgewählte Netze

Einige Netzpläne für ausgewählte Ereignisse in der Entwicklung des Berliner Straßenbahnnetzes:

Phase des Wiederaufbaus

Wiederinbetriebnahme von den Außenbezirken bis in die Innenstadt

einfache KarteVVerweiterte Karte (JavaScript erforderlich)
20. Mai 1945:->Map->MapDie ersten Bahnen fahren in Tegel, Tegelort und Heiligensee sowie in Treptow und Niederschöneweide.
23. Mai 1945:->Map->MapErste Bahnen in Oberschöneweide
1. Juni 1945:->Map->MapErste Bahnen fahren in Neukölln und Lichtenberg
4. Juni 1945:->Map->MapErste Bahnen in Weißensee
9. Juni 1945:->Map->MapErste Bahnen in Pankow
11. Juni 1945:->Map->MapErste Bahnen in Tempelhof
14. Juni 1945:->Map->MapErste Bahnen in Spandau, Kreuzberg und zum Alexanderplatz
20. Juni 1945:->Map->MapErste Bahnen in Steglitz
23. Juni 1945:->Map->MapErste Bahnen in Köpenick
15. Juli 1945:->Map->MapWeitere Inbetriebnahmen in Weißensee
30. Juli 1945:->Map->MapErste Bahnen in Schöneberg
5. August 1945:->Map->MapErste Bahnen in Reinickendorf
10. August 1945:->Map->MapErste Bahnen auf dem Kurfürstendamm
18. August 1945:->Map->MapErste Bahnen erreichen den Hermannplatz
21. August 1945:->Map->MapErste Bahnen in Friedrichshagen
23. August 1945:->Map->MapErste Bahnen nach Mariendorf
9. September 1945:->Map->MapErste Bahnen nach Wittenau
10. September 1945:->Map->MapErste Bahnen erreichen Lichtenrade
21. September 1945:->Map->MapErste Bahnen in Siemensstadt
29. September 1945:->Map->MapErste Bahnen erreichen von Süden kommend die City-West
26. Oktober 1945:->Map->MapErste Bahnen erreichen den Potsdamer Platz
2. November 1945:->Map->MapErste Bahnen erreichen das südliche Lichterfelde
14. Dezember 1945:->Map->MapErste Bahnen nach Grunewald
24. Januar 1946:->Map->MapUmfangreiche Wiederinbetriebnahmen im gesamten Stadtgebiet
24. Juni 1946:->Map->MapWeitere zahlreiche Inbetriebnahmen
22. Februar 1947:->Map->MapStrommangel führt zu zahlreichen Betriebseinschränkungen
8. Juni 1947:->Map->MapStraßenbahnverkehr wieder normalisiert

West-Berlin: Von der Blockade bis zur Stilllegung (1948-1967)

Wiederaufbau und Betrieb zu Zeiten der Blockade, ab 1954 schrittweise Stillegung

einfache KarteVVerweiterte Karte (JavaScript erforderlich)
8. Juli 1948:->Map->MapErste Einschränkungen aufgrund der Blockade
9. Juli 1948:->Map->MapDie Blockade führt zu schwerwiegenden Einschränkungen
12. Mai 1949:->Map->MapBlockadeende
1. Juni 1949:->Map->MapDas Netz der West-Berliner Straßenbahn im Frühsommer 1949
14. Oktober 1950:->Map->MapKeine Bahnen mehr aus West-Berlin ins Brandenburger Umland
16. Januar 1953:->Map->MapStraßenbahnspaltung
2. Februar 1953:->Map->MapDas Netz der West-Berliner Straßenbahn nach der Spaltung
17. Juni 1953:->Map->MapJuniaufstand
1. Juli 1954:->Map->MapGrunewald ohne Straßenbahn
14. Dezember 1954:->Map->MapKeine Bahnen mehr über den Kurfürstendamm
1. Juli 1955:->Map->MapDie letzte Streckenwiedereröffnung in West-Berlin (in Kreuzberg)
1. Mai 1957:->Map->MapWilmersdorf ist fast straßenbahnfrei
1. Juni 1958:->Map->MapUmfangreiche Streckenstillegungen im Bezirk Reinickendorf
1. Dezember 1959:->Map->MapNeue Situation nach den Bauarbeiten am Bf. Zoo
1. September 1961:->Map->MapIm Wedding fahren nur noch zwei Linien
2. Mai 1963:->Map->MapKeine Bahnen mehr nach Steglitz und Friedenau
15. November 1963:->Map->MapBetriebsstrecken halten das Netz noch zusammen
1. August 1964:->Map->MapWedding und Wilmersdorf sind endgültig straßenbahnfrei
2. Mai 1965:->Map->MapStraßenbahnrestlinien verkehren noch durch einige Bezirke
1. Juli 1966:->Map->MapEine lange Betriebsstrecke von Charlottenburg bis Britz verbindet die letzten Linien
2. Mai 1967:->Map->MapEs gibt nur noch eine Straßenbahnlinie in West-Berlin
2. Oktober 1967:->Map->MapDie letzte Straßenbahnstrecke wurde stillgelegt. Überführungsfahrten finden noch bis Dezember 1967 auf dem letzten Abschnitt statt

Ost-Berlin 1948-1974

Wiederaufbau, Umgestaltung des Zentrums hin zu einer autogerechten Großstadt

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8. Juli 1948:->Map->MapLinienveränderungen aufgrund der Blockade
1. Juni 1949:->Map->MapDas Netz der Ost-Berliner Straßenbahn im Frühsommer 1949
14. Oktober 1950:->Map->MapKeine Bahnen mehr aus West-Berlin ins Brandenburger Umland
19. März 1951:->Map->MapEinstellung der Straßenbahn in der Rathausstr. und Französischen Str.
16. Januar 1953:->Map->MapStraßenbahnspaltung
2. Februar 1953:->Map->MapDas Netz der Ost-Berliner Straßenbahn nach der Spaltung
17. Juni 1953:->Map->MapJuniaufstand
17. Mai 1954:->Map->MapInbetriebnahme der Strecke durch die Friedenstr. und Friedrichsberger Str.
29. Mai 1959:->Map->MapEinstellung der Strecke zum Lowa-Werk Johannisthal
13. August 1961:->Map->MapMauerbau
10. Oktober 1966:->Map->MapBeginn der Herausnahme der Straßenbahn vom Alexanderplatz
12. Dezember 1966:->Map->MapInbetriebnahme des ersten Abschnitts des Mollknotens
2. Januar 1967:->Map->MapEinstellung der letzten Strecke über den Alexanderplatz und vollständige Inbetriebnahme des Mollknotens
12. Dezember 1967:->Map->MapEinstellung der Strecke durch die Stralauer Allee und den Markgrafendamm
1. Juli 1969:->Map->MapEinstellung der Strecke durch die Mühlenstr.
24. August 1970:->Map->MapEinstellung der Strecke zur Leipziger Str.
1. April 1971:->Map->MapEinstellung der Strecken durch die Baumschulenstr. und Schnellerstr.
14. Juli 1973:->Map->MapEinstellung der Strecke von Treptow nach Niederschöneweide

Ost-Berlin 1975-1991

Änderung der Verkehrs­politik aus ökonomischen Zwängen, Aus- und Neubau in die neuen Großwohn­siedlungen Marzahn, Hohenschön­hausen und Hellersdorf

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2. November 1975:->Map->MapEröffnung der Neubaustrecke durch die südliche Rhinstr.
6. April 1979:->Map->MapEröffnung des ersten Abschnitts auf der Allee der Kosmonauten
17. März 1980:->Map->MapEröffnung des ersten Abschnitts auf der Leninallee (heute Landsberger Allee)
6. Oktober 1982:->Map->MapInbetriebnahme weiterer Strecken in Marzahn
1. März 1983:->Map->MapEinstellung der Strecke zur Gartenstadt in Hohenschönhausen
1. März 1984:->Map->MapWiederinbetriebnahme der Strecke in Alt-Hohenschönhausen
21. Dezember 1984:->Map->MapEröffnung der Neubaustrecke zur Zingster Str.
1. April 1985:->Map->MapEröffnung der Neubaustrecke in der nördlichen Rhinstr.
6. Oktober 1986:->Map->MapEröffnung der Neubaustrecke nach Ahrensfelde
20. August 1988:->Map->MapEröffnung der Neubaustrecke nach Falkenberg
1. Mai 1991:->Map->MapEröffnung der Neubaustrecke nach Hellersdorf

Berlin ab 1992

Nach der Wiedervereinigung nur zögerlicher Ausbau des Netzes

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23. Mai 1993:->Map->MapEinführung eines neuen Liniensystems
14. Oktober 1995:->Map->MapEröffnung des ersten Abschnitts der Neubaustrecke in der Osloer Str. im Wedding
25. Oktober 1997:->Map->MapEröffnung der Neubaustrecke in der Seestr. im Wedding
20. Dezember 1997:->Map->MapEröffnung der Strecke über Bf. Friedrichstr. zur Endstelle Kupfergraben
18. Dezember 1998:->Map->MapEröffnung der Neubaustrecke über den Alexanderplatz (Alex-I)
29. September 2000:->Map->MapEröffnung der Neubaustrecke nach Französisch Buchholz
12. Dezember 2004:->Map->MapEinführung des Metrolinienkonzeptes
28. Mai 2006:->Map->MapEröffnung der Neubaustrecke durch die Bernauer Str.
30. Mai 2007:->Map->MapEröffnung von Alex-II
4. September 2011:->Map->MapEröffnung der Neubaustrecke in die WiSta Adlershof
26. August 2013:->Map->MapEinstellung der Strecke zur Schwartzkopffstraße
14. Dezember 2014:->Map->MapEröffnung der Neubaustrecke zum Hauptbahnhof

Unklarheiten

Nachfolgend eine kleine Liste von nicht geklärten Fragen, in Klammern jeweils meine bisherigen, ungenauen Angaben. Falls Sie weitere Informationen dazu geben können, beanchrichtigen Sie mich bitte.

Technisches

Die Netzpläne sind selbstverständlich nicht handgezeichnet; das wäre aufgrund der Fülle des zu verarbeitenden Materials nicht durchführbar.

Alle Streckenabschnitte sind einzeln in einer XML-formatierten Datenbank hinterlegt, wobei ein solcher Datensatz folgende Elemente beinhaltet:

Sinnvoller wäre sicherlich eine andere Art der Speicherung, z.B. pro Linie mit ihrem Verlauf. Jedoch erlaubt die momentane Struktur eine relativ einfache Erstellung der Netzpläne, auch wenn das Pflegen der Datenbank etwas mühselig ist.

Links

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